| 31. Oktober 2016

ARA ROGGENBURG: EINZIGE TROPFKÖRPER-ANLAGE IM BASELBIET

Stephan Loosli, Amt für Industrielle Betriebe

DIE ARA IN ROGGENBURG BEFAND SICH BEIM ÜBERTRITT INS BASELBIET IM JAHR 1994 IM BAU. DESHALB KONNTE DAS AMT FÜR INDUSTRIELLE BETRIEBE (AIB) KEINEN EINFLUSS MEHR AUF DAS REINIGUNGSVERFAHREN NEHMEN. SO BETREIBT DAS AIB SEIT DEM JAHR 1994 DIE ARA ROGGENBURG ALS EINZIGE TROPFKÖRPER-ANLAGE - EIN EXOT.

Bei der Tropfkörper-Anlage erfolgt die Reinigung nicht in einem Belebungsbecken durch Bakterien. Das Abwasser wird auf einen Tropfkörper (Zylinder) gepumpt und vorgereinigt durch einen Drehsprenger gleichmässig auf die Oberfläche des mit Lavasteinen gefüllten Tropfkörpers verteilt. Der Antrieb für die Drehbewegung des Sprengers entsteht durch den Rückstoss des durch die Verteilungslöcher ausfliessenden Abwassers. Somit benötigt es keinen Motor und ist dadurch ein sehr energiesparendes Verfahren. Das auf den Tropfkörper gepumpte Abwasser rieselt durch die Lavasteine bis zum Bodenrost und über die Ablaufrinne zum Nachklärbecken. Dabei trifft es auf eine Bakterienschicht. Dieser sogenannte biologische Rasen auf den Lavasteinen ist mehrere Millimeter dick. Gleichzeitig zieht Luft durch den Tropfkörper wie durch ein Kamin. Bei diesem Vorgang wird das Abwasser durch die Bakterien auf dem biologischen Rasen gereinigt. Der abgelöste biologische Bewuchs wird anschliessend im Nachklärbecken zurückgehalten und in den Faulraum gepumpt. Das gereinigte Abwasser fliesst über die Auslaufrinne in die Lützel.

Die ARA Roggenburg wird als einzige Anlage im Kanton im Tropfkörpersystem betrieben. (Quelle: AIB)

Der Tropfkörper ist ein altbekanntes Reinigungssystem für Abwasser. Neben den Vorteilen als sehr energiesparendes Verfahren ist der grösste Nachteil gegenüber einer Belebtschlammanlage, dass die Anzahl Bakterien, die das Abwasser auf dem biologischen Rasen reinigen, nicht beeinflusst werden kann. Beim Belebtschlammverfahren hingegen kann die Anzahl der Bakterien auf den Verschmutzungsgrad des Abwassers angepasst werden.

Nach 20 Jahren Betriebszeit hat das AIB im Jahr 2015 umfassende Erhaltungsmassnahmen auf der ARA Roggenburg ausgeführt. Es wurden die gesamten mechanischen Komponenten ersetzt sowie die ganze Elektro-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (EMSRT) auf den Stand der Technik gebracht. Die ARA Roggenburg ist nun auch mit einem modernen Prozessleitsystem (PLS) ausgestattet, womit die gesamte ARA auch per Fernwartung gesteuert und überwacht werden kann.

Und wie sieht es in der Nachbarschaft von Roggenburg aus? Die ARA Liesberg wurde im Jahr 2007 durch einen Neubau ersetzt. Die ARA Burg im Leimental konnte nach einem Landerwerb im Jahr 2000 ihren Betrieb aufnehmen. Diese beiden ARAs wurden nach dem Belebtschlamm-Verfahren – das im AIB bevorzugte Reinigungssystem – konzipiert.